Bach, Elvira

Fiergolla, Hans

Schwarze, Michael

Wirth, Leo

Mohr, Dietrich

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Jiri Hilmar gilt als wichtiger tschechischer Vertreter der Op-Art und geometrischen Abstraktion; seine Themen sind die großen Gegenpole des Existenziellen: Ruhe und Bewegung, Geist und Körper, der Mensch selbst und sein wechselseitiger Bezug zu der ihn umgebenden Natur.

Jiri Hilmar erforscht den Raum als Milieu

Jiri Hilmar wurde am 28. Mai 1937 in Hradec Králové in der ehemaligen CSSR geboren. Seine Neigung zur bildenden Kunst führte ihn 1952 an die Kunstgewerbeschule in Prag, die er bis 1956 besuchte. 1967 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Klubs der Konkretisten, 1969 übersiedelte er in die Bundesrepublik Deutschland. Im selben Jahr gewann Jiri Hilmar auf dem 30. Salon d’Asnières-sur-Seine gemeinsam mit fünf weiteren Mitgliedern des Klubs der Konkretisten den Ersten Preis. 1974 wurde er Mitglied der 1931 begründeten Künstlersiedlung Halfmannshof in Gelsenkirchen-Ückendorf, der seit 1999 auch seine Frau Karin Hilmar angehört. 1983 war Hilmar Gründungsmitglied der Künstlergruppe gerade. Schon früh im Schaffen des tschechischen Künstlers nahm der Raum eine wichtige Rolle ein. Die Bedeutung des Raumes liegt dabei für Jiri Hilmar nicht in einer begrenzten Dreidimensionalität, sondern vielmehr in der Fülle sozialer, historischer und ethischer Komponenten, die ein bestimmtes Milieu bilden und den darin lebenden entsprechend prägen und beeinflussen.

Gekonntes Spiel mit optischen Täuschungen

Jiri Hilmar liebt das Spiel mit Raum und Licht. Seine Papierreliefs zeigen Strukturen, die sich je nach Nähe des Betrachters verändern und dem Raum eine abweichende Gestalt verleihen. Dem Menschen, der in diesem Raum lebt und existiert, nähert sich der Künstler weniger im Sinne eines Individuums, denn das Interesse Jiri Hilmars gilt dem großen Ganzen der menschlichen Existenz, die eben nicht um den Einzelnen kreist, wohl aber in einem Spannungsverhältnis zu diesem steht, weil Lebensraum und Lebensform eben nicht deckungsgleich sind. Diese Brüche und Paradoxien macht der Künstler immer wieder durch ausgeklügelte optische Täuschungen deutlich, die Hilmar als versierten Vertreter der Op-Art ausweisen. Seine Papierreliefs präsentiert er häufig hinter Glas, wodurch eine Lichtreflexion ins Spiel kommt, die gewollte Irritationen auslöst und die Wahrnehmung des Betrachters noch zusätzlich irritiert. Das bedeutet auch: Ohne die Interaktion mit dem menschlichen Auge sind die Werke Jiri Hilmars nicht vollkommen, erst das Zusammenspiel aus Kunstwerk und Publikum führt zu dem vom Künstler gewünschten Ergebnis. Das vollständige Kunstwerk entsteht im Kopf – nur dort liegt nach den Worten Jiri Hilmars die einzige wirkliche Freiheit, die der Mensch besitzt.

Mit einfachen Mitteln Komplexes zeigen

Jiri Hilmar beschickte zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen in ganz Europa. Auf die Papierreliefs der Anfangsjahre folgten kinetische Objekte und schließlich die Holzskulpturen, die vor allem das Spätwerk prägten. Seine Methode, sich mit einfachen Mitteln komplexen Sachverhalten anzunähern, stieß international auf anhaltend großes Interesse. Für sein Werk erhielt Jiri Hilmar Preise und Auszeichnungen, darunter 1975 den Kunstpreis der Stadt Gelsenkirchen, 2003 den Kunstpreis des Vestischen Künstlerbundes, Recklinghausen und schließlich den Ida Gerhardi Förderpreis der Sparkasse Lüdenscheid für sein Lebenswerk. Im Jahr 2005 nahm er einen Lehrauftrag an der Universität Dortmund an.

Jiri Hilmar lebt und arbeitet in Gelsenkirchen und ist mit der deutschen Bildhauerin Karin Hilmar (*1962) verheiratet.